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Aktuelles


Prostitution ist legal in Deutschland. Sie findet in verschiedenen Formen statt: in Bars und Bordellen, in gewöhnlichen Wohnungen, als Haus- und Hotelbesuche oder auf der Straße. Zu der sehr liberalen Gesetzeslage kommt die Meinung der Mehrheit der Gesellschaft, dass Prostitution normal und in Ordnung sei.

Prostitution - ein normaler Beruf?

Das zuständige Bundesministerium BMFSFJ* äußerte sich jedoch ganz anders dazu. „Prostitution ist kein Beruf wie jeder andere - Prostituierte sind erheblichen psychischen und physischen Gefährdungen ausgesetzt. Es ist darüber hinaus bekannt, dass viele Prostituierte sich in einer sozialen und psychischen Situation befinden, in der es fraglich ist, ob sie sich frei und autonom für oder gegen diese Tätigkeit entscheiden können.“

* Der Artikel ist auf der Webseite leider nicht mehr verfügbar.

Rechtliche Situation in Deutschland

Mit dem Prostitutionsgesetz von 2002 hob der Gesetzgeber die letzten Einschränkungen auf, weil er die Rechte der Frauen stärken wollte. Dadurch verlor die Polizei die Möglichkeit, das Gewerbe zu kontrollieren. Das neue Prostituiertenschutzgesetz, das seit Juli 2017 gültig ist, versucht erneut Kontrollmechanismen möglich zu machen.

Opfer müssen aussagen

Trotz der Gesetzesänderungen bleibt ein großes Problem: Damit Menschenhändler angeklagt werden und ein Gerichtsprozess stattfindet, muss die betroffene Person gegen den Täter aussagen. Dies passiert oft nicht. Zum einen liegt das daran, dass die Opfer stark traumatisiert sind. In der Regel ist sowohl ihr eigenes, wie auch das Leben der Familie in Gefahr.

Ein weiterer Grund, warum Opfer nicht aussagen, ist, dass Loverboys involviert sind. Die Betroffenen wurden manipuliert und sind emotional abhängig vom Loverboy. Selbst wenn sie aussagt, ist ihre Zukunft ungewiss. Ihre Aussage wird unter Umständen vor Gericht nicht ernst genommen und die Täter kommen frei. Ihr Schutz ist nicht immer garantiert und sie kann in ihr Heimatland abgeschoben werden.

Hintergründe

Es gibt keine zuverlässigen statistischen Daten darüber, wie viele Personen in Deutschland in der Prostitution arbeiten. Die einzigen Zahlen stammen vom Bundeskriminalamt (BKA). Diese basieren auf abgeschlossenen Ermittlungsverfahren. Sie befassen sich nur mit den aufgedeckten Fällen. Das Dunkelfeld ist groß und es ist schwierig abzuschätzen, wie repräsentativ die Zahlen selber sind. Trotzdem lassen sich einige wichtige Fakten daraus ableiten.

Wer sind die Betroffenen?

Die meisten Opfer stammen aus Rumänien, Deutschland, Bulgarien und Ungarn. (BKA 2016, S.8+9) Angeworben werden die Betroffenen in der Regel in ihrem Heimatland. Die Täter stammen nicht nur aus dem gleichen Land, sondern auch aus der gleichen Kultur. Es kann vorkommen, dass sie mit dem Opfer verwandt sind. So ist es leichter für sie, Vertrauen zu gewinnen und sie zu manipulieren. (BKA 2016, S.8) Die meisten nicht-europäischen Opfer kommen aus Nigeria (BKA 2016, S.8-10).

Viele junge Opfer

44 % der Opfer in der BKA-Statistik waren 2016 unter 21 Jahre alt (BKA 2016, S.12). Prostitution ist in Deutschland ab 18 Jahren erlaubt. Der Gesetzgeber schützt 18-21-Jährige stärker. Dies gilt als besonders schutzwürdiges Alter und ermöglicht den Beamten ein Verfahren einzuleiten, sobald der Verdacht auf Menschenhandel besteht. Diese besondere Situation trägt sicherlich dazu bei, dass relativ viele Opfer zwischen 18 und 21 ermittelt werden. Es ist allerdings nicht abwegig, dass tatsächlich die meisten Betroffenen in diesem Alter sind. Die Zahl der minderjährigen Opfer ist in der Polizeistatistik relativ tief. Fachberatungsstellen berichten jedoch von einer steigenden Zahl Minderjähriger (BKA 2016, S.13). Diese werden aber vor der Polizei versteckt.

Anwerbung durch Täuschung

Verschiedene Faktoren sorgen dafür, dass die Betroffenen ihre Heimat verlassen wollen (Push-Faktoren). Dazu gehört ein geringes Bildungsniveau, eine hohe Arbeitslosigkeit, ein geringer Lebensstandard, gesellschaftliche Diskriminierung oder Flucht aus Konflikt – oder Krisengebieten. Die sogenannten „Pull Faktoren“ locken die Betroffenen zum Beispiel nach Westeuropa. Da ist der Wunsch nach besseren Verdienstmöglichkeiten, einem höheren Lebensstandard und die Vorstellung von der hohen Lebensqualität im Westen. Nicht selten wandern einzelne Familienmitglieder aus, um woanders Geld zu verdienen und die Familie damit zu unterstützen.

Getäuscht und gebrochen

Viele Opfer wissen, dass sie in der Prostitution arbeiten werden, und willigen dazu ein. In der Regel werden sie vorab nicht über die Arbeitsbedingungen informiert oder sogar gezielt getäuscht. (BKA 2016, S.8+10) „Sie werden behutsam oder gewaltsam darauf vorbereitet, getäuscht, belogen, betrogen, entführt oder so lange „zugeritten“ bis jeder Widerstand gebrochen ist.„

(Manfred Paulus, Organisierte Kriminalität: Menschenhandel, Tatort Deutschland“, 2014, Klemm + Oelschläger, S. 90)

„Tätigkeit und Lebensbedingungen einer Prostituierten erfordern ein Höchstmaß an körperlicher Intimität und Hingabe, gleichzeitig aber auch eine Teilnahmslosigkeit und emotionale Distanz. Dieser alltägliche Spagat zwischen völliger Hingabe und Distanzierung, aber auch der zwischen Gesellschaft und Parallelgesellschaft […] führen zu Einsamkeit und zu erheblichen, physischen wie psychischen Belastungen und Störungen. Die posttraumatischen […] Folgen sind denen von Kriegsveteranen und Folteropfern ähnlich.“ (Paulus, S.111)


Präventionsprojekt: Liebe ohne Zwang

Loverboys sind junge Männer, die eine Liebesbeziehung mit einem Mädchen oder junge Frau vortäuschen, um sie später in die Prostitution zu locken bzw. zwingen. Mit den Inhalten und Materialien auf der Website wollen wir über das Thema "Loverboys" informieren und aufklären. Das Präventionsprogramm Liebe ohne Zwang können Leher_innen und andere als Workshop durchführen. Der Name soll zum Ausdruck bringen, dass in Liebesbeziehungen niemals Gewalt und Zwang eine Rolle spielen dürfen, so wie es in "Loverboy"-Beziehungen immer der Fall ist. Aspekte einer gesunden Liebesbeziehung und Stärkung des Selbstbewusstseins werden auch thematisiert.

Mehr über die Loverboy-Masche >>

Gegen Menschenhandel On Tour

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Unsere Teams bieten an, bei Ihnen einen Gottesdienst oder einen Infoveranstaltung zu gestalten. Sie werden über das Thema Menschenhandel informieren, wachrütteln und Tipps mitgeben, wie jeder Einzelne die Welt ein Stück verbessern kann. Dabei informieren sie auch über die Arbeit vom Netzwerk gegen Menschenhandel. Nach Absprache übernehmen sie die Gottesdienstgestaltung von der Predigt bis zum Segen. Es kann auch ein kleines Anspiel im Programm sein.

Bei Interesse melden Sie sich bitte unter: koordination[at]netzwerkgm.de

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