Human TraffickingVerschleppt - Vermisst - Zum Sex gezwungen

Ein absolut sehenswerter, spannender Film mit Topdarstellern, der den Zuschauer in 180 Minuten (auf 2 Episoden verteilt) in die brutale Realität des weltweiten Menschenhandels hineinnimmt.

Die Stärke des Films liegt hauptsächlich darin, dass man von Anfang an einzelne Personen kennenlernt und sie auf ihrem Leidensweg begleitet. So bekommt das riesige Ausmaß der Problematik persönliche Züge und berührt.

Dreh- und Angelpunkt ist der skrupellose, russische Boss des Menschenhändlerrings Sergei Karpovich, der mit einem Netzwerk von Schleppern und Hintermännern weltweit lukrative Geschäfte macht. Die Sehnsucht nach einem besseren Leben und die Aussicht auf einen Arbeitsplatz werden den hier beteiligten Opfern aus Osteuropa und Asien zum Verhängnis. Die Menschenhändler versuchen jeden, den sie ausnützen können, zu entführen und zu verkaufen.

Einige Streiflichter aus dem Film:

Die 16-jährige Nadia aus der Ukraine gerät unter dem Deckmantel einer Modelagentur, bei der sie für eine Karriere in Amerika ausgewählt wird, in die Fänge der Menschenhändler.
Die alleinstehende Mutter Helena aus Prag wird über einen vermeintlichen “Freund”, der sie umwirbt und verwöhnt, letztendlich verschleppt. Beide Frauen landen in Amerika und müssen sich prostituieren. Durch den Verlust ihrer Identität (ihr Pass wird beschlagnahmt), brutale Vergewaltigung und extreme Einschüchterung werden die Frauen gefügig gemacht, unter menschenunwürdigen Umständen versteckt und immer wieder weiter verschleppt.
Für Viktor, Nadias Vater, wird der schlimmste Albtraum für Väter wahr, und er begibt sich auf die gefährliche Suche nach seiner Tochter, indem er sich "undercover" unter die Schlepper mischt.
Die Spezialagentin Kate Morozow vom ICE (die amerikanische Polizei und Zollbehörde des Ministeriums für innere Sicherheit), mit ihrem Vorgesetzten Bill Meehan und einem Team stellt sich dem Kampf gegen den Menschenhändlerring.
Hierbei wird immer wieder deutlich, wie kompliziert solche Ermittlungen sind und an welche Grenzen sie stoßen. Zum einen durch die weltweite Vernetzung im Menschenhandel (hier ein clever aufgebautes Modelportal und weltweite Bordelle - "äußerlich alles clean") und durch die Aussageverweigerung der befreiten, traumatisierten Opfer aus Angst vor den angedrohten Folgen für ihre Familien.

Diskussionsfragen zum Film:

1. Die Freier bestimmen das Verhältnis von Angebot und Nachfrage beim Menschenhandel. Man geht in Deutschland davon aus, dass jeder dritte Mann zu einer Frau in Prostitution geht. Was sind die Beweggründe?  Wodurch wird das Ganze verstärkt? Wie könnte hier ein Umdenkprozess in unserer Gesellschaft stattfinden?

2. Wie könnte man junge Mädchen wie Nadia besser schützen?

3. Bei einer Razzia besteht die Chance auf Frauen zu stoßen, die sich gegen ihren Willen prostituieren müssen. Welche Beobachtungen und Hinweise des Nachbarn führten zur Razzia im Queens-Schönheitssalon? Was könnte das für uns bedeuten?

4.Während sie im Keller eingesperrt sind, sagt Nadia zu Helena: "Keiner wird verstehen, was wir gemacht haben, wenn wir hier rauskommen. Wozu leben wir?"  Wie sollte konkrete Hilfe und Betreuung nach einem Ausstieg aussehen? Kennst Du Organisationen, die solche Hilfen anbieten? Wohin würdest Du eine Betroffene schicken?

5. In der Schutzhaft, nach der Razzia, stellt Helena der Agentin Kate die Frage: “Ist die Menschenwürde wieder auffindbar, wenn man sie verloren hat?” Was wäre Deine Antwort?  Wie und Wo könnte sie gefunden werden?

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