Experten-Kommentar bei der Child10 Award-Verleihung

Neben Vertretern von UNODC und der Europäischen Kommission wurden bei der Online-Preisverleihung des Child10 Award auch führende Überlebenden-Vertreterinnen als Expertinnen hinzugezogen.

Gabriella Kärnekull Wolfe, Mitbegründerin der Organisation Not Your Whore und schwedische Ombudsfrau gegen kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern, nutzte die Verleihung, um ein Ende der Ausbeutung der Mitleid erregendsten Geschichten Überlebender zum Spendensammeln und ein Ende der Dichotomie Überlebende vs. Expertin zu fordern. Es sei wichtig, so Kärnekull Wolfe, unterschiedlichen Geschichten Gehör zu verschaffen, denn „es gibt viele Geschichten und alle sind verschieden“, und Überlende als die Expertinnen, die sie sind, anzuerkennen und aktiv in Entscheidungsprozesse einzubeziehen.

Auch Malaika Oringo, Gründerin/Geschäftsführerin der Organisation Footprint to Freedom und Child10 Award-Gewinnerin 2021, beurteilt die bisherige Einbeziehung Überlebender in Maßnahmen zur Bekämpfung von Menschenhandel als „begrenzt und diskriminierend“. Sie fordert eine partizipatorischen Ansatz und klare Leitlinien für die Konsultation Überlebender im Rahmen von Politikgestaltung und Gesetzgebung. Oft, so Oringo, werde die persönliche Betroffenheit Überlebender fälschlicherweise als Schwäche interpretiert. Das Gegenteil sei der Fall: „Empowerte Überlebende in Führungspositionen machen Menschenhändler verwundbar.“

Wir vom Netzwerk gegen Menschenhandel möchten Kärnekull Wolfe, Oringo und anderen Überlebenden-Vertreterinnen unsere Solidarität zum Ausdruck bringen und unterstützen eine aktive Einbeziehung Überlebender in Maßnahmen zur Bekämpfung des Menschenhandels, die über Symbolcharakter hinausgeht und sich auf sämtliche Ebenen – auch die Führungsebene – erstreckt.  

In der kommenden Woche stellen wir Ihnen in der Rubrik "Aktuelles" sowie auf Facebook und Instagram unseren eigenen Beitrag zur Verleihung vor.