Konferenz Farley Studie 9.11.22

Konferenz zur Vorstellung der neuen Farley-Studie

Am 09.11. fand in Berlin eine Konferenz zur Vorstellung der neuen Studie von Dr. Melissa Farley, Inge Kleine et al. statt: Männer in Deutschland, die für Sex zahlen - und was sie uns über das Scheitern der legalen Prostitution beibringen (2022).

An diesem geschichtsträchtigen Tag fand eine nahezu geschichtsträchtige Konferenz statt: Erstmals stand der Freier, der in gesellschaftlichen Debatten zur Prostitutionspolitik gern unsichtbar im Hintergrund verschwindet, im Mittelpunkt des Geschehens.

In einem straffen Programm gab es Beiträge von Überlebenden, Polizist:innen, Ärztinnen, Journalistinnen, Aktivistinnen und Durchführenden der neuen Sechs-Länder-Studie.

Deutlich wurde nicht nur die zentrale Rolle der Nachfrage - "Ohne Freier gäbe es keine Prostitution. Ohne Freier gäbe es keine Ausbeutung", so Ronja Wolf, Überlebende und Aktivistin beim Bündnis Nordisches Modell -, sondern auch, dass sich (die befragten) Freier des Missbrauchs und Zwangs, die in der Prostitution herrschen, sehr wohl bewusst sind bzw. bei ihrem Gang ins Bordell genau danach suchen. 

Das muss uns gesamtgesellschaftlich zu denken geben. Es geht hier nicht "nur" um die Frauen in der Prostitution, sondern um alle Frauen, denn in einer Gesellschaft, in der Frauen "ge- und verkauft" (Vednita Carter, Breaking Free) werden, kann kaum erwartet werden, dass der Arbeitskollege, der in der Mittagspause zum Blowjob geht, seinen Arbeitskolleginnen auf Augenhöhe begegnet (Elisabeth Winkelmeier-Becker, CDU).

Es ist nicht das erste Mal, dass öffentlich festgestellt wird, dass das Prostituiertenschutzgesetz gescheitert ist. Doch die neuen Statistiken und Daten können bei der Argumentation für die Einführung des Nordischen Modells behilflich sein. Simone Kleinert findet: "Wir brauchen keinen dritten Versuch [...]. Der Staat muss die Freiheit der Freier zum Schutz der ganzen Gesellschaft einschränken."

Auch für uns vom Netzwerk gegen Menschenhandel ist diese Forderung zentral, da Zwangsprostitution und Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung im Rahmen der "legalen" Prostitution stattfinden. Nur wenn es uns gelingt, die Nachfrage nach käuflichem Sex zu reduzieren, kann es uns gelingen, Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung erfolgreich zu bekämpfen.

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